Partyspiel-Test "Little Secret" - die wilde Kombi aus Wortrate- und Entlarvspiel (2024)

Deutschland

Spiele-Rezension

Ein Geheimnis lüften, in die Rolle eines Agenten schlüpfen, an Schauplätzen auf der ganzen Welt agieren: All das verspricht „Little Secret“ – und hält beinahe nichts davon. Warum aber selbst die enttäuschten 007-Fans das Party-Deduktionsspiel empfehlen, erfährst du in unserem Testbericht.

  • Little Secret: Rezension des Party-Deduktionsspiels
  • So spielt sich das Agenten-Entlarven durch Wortassoziationen
  • Infos, Bewertung und Fazit

„Little Secret“ ist nach „Oha!“ (zu unserem Test) und „Doofer Esel“ (zum Test) schon das dritte Spiel aus dem Familienbereich von ATM Gaming, das wir uns genauer ansehen durften. Und so langsam wird ein Muster sichtbar: Offenbar haben es sich die jungen Münchner Spielentwickler zur Aufgabe gemacht, die Mechanismen mehr oder weniger bekannter Spiele aufzugreifen und diese in Bezug auf Partytauglichkeit zu optimieren. Mit „Oha!“ (angelehnt an das Kinder-Frage-Antwort-Spiel „Alles lacht“) und „Doofer Esel“ (Antworten-Ausdenken wie bei „Nobody’s perfect“, nur spaßiger) ist das gelungen, doch wie schneidet „Little Secret“ im Vergleich zu seinem Vorbild ab?

Wie spielt sich Little Secret von ATM Gaming?

Das kartenbasierte Partyspiel kommt mit einer spannenden Story daher: Geheimdienst-Mitglieder organisieren Treffen in Büros auf der ganzen Welt, Zugang haben nur Agenten, die den Secret Code kennen. Doch in die exklusive Runde haben sich Hacker und ein Journalist eingeschlichen, die hinter das "Little Secret" des Geheimcodes kommen wollen.

Es gibt insgesamt vier verschiedene Karten, deren Rückseite identisch ist. Nur die Secret-Code-Karte ist erkennbar. Agenten und Hacker erhalten Karten mit jeweils 10 nummerierten Begriffen. Einige davon passen laut Stereotypen-Fibel sogar zum Ort der gewählten Mission. Bei Barcelona sind das beispielsweise Tango und Schnauzer, bei Berlin Currywurst und Mate. Während die Agenten dieselben Begriffe wie auf der Secret Code Karte haben, stehen bei den Hackern thematisch passende Begriffe (bei unseren Beispielen: Salsa und Kinnbart, Hot Dog und Limonade).

Der Clou dabei: Weder Agenten noch Hacker wissen zu Beginn des Spiels, welcher Gruppe sie angehören. Diese Unwissenheit macht das Spiel spannend. Die Journalisten-Karte enthält überhaupt keine Begriffe. Der Vorteil: Man ist sich seiner Rolle sicher. Der Nachteil: Man muss improvisieren und sich an den Hinweisen der anderen Spielenden orientieren.

Kartenarten und Ablauf der Geheimdienst-Party

Und dann geht es los: Der Startspieler nennt eine beliebte Zahl von 1 bis 10 – und der entsprechende Begriff auf den Karten ist der „Secret Code“ der aktuellen Runde.

Jeder Teilnehmende muss nun einen Hinweis zu diesem Wort geben. Dabei müssen die Agenten und Hacker unterschiedliche Begriffe verwenden. Der Hinweis sollte passend genug sein, um nicht als Hacker verdächtigt zu werden, aber auch nicht zu offensichtlich, damit die Hacker und der Journalist den richtigen Code nicht sofort erraten können. Weitere Hinweis-Regeln: Die Hinweise dürfen nur aus einem einzelnen Wort bestehen und dürfen nicht der Secret Code sein. Jeder Hinweis darf im Spiel nur einmal verwendet werden.

Nachdem jeder Spielende einen Hinweis gegeben hat, geht es darum, die Hacker und Journalisten zu entlarven. Gemeinsam könnt ihr die Hinweise diskutieren und versuchen herauszufinden, wer ein Hacker oder Journalist ist. Nach ausreichender Diskussion könnt ihr abstimmen, wer aus dem Spiel ausscheidet. Die Person mit den meisten Stimmen scheidet aus, bei Gleichstand entscheidet ein Schere-Stein-Papier-Duell.

Jede Runde einer weniger

Je nachdem, wer ausscheidet, variieren die weiteren Schritte:

  • Journalist: Der Journalist hat die Chance, den Secret Code zu erraten. Er äußert seine Vermutung laut und schaut sich die Secret Code Karte an. Wenn er richtig geraten hat, gewinnt er und die Mission endet.
  • Hacker/Agent: Schaut euch den Secret Code an und sagt dann an, ob ihr ein Agent (gleicher Code) oder ein Hacker (anderer Code) seid. Ihr dürft den Secret Code nicht erraten.

Sobald eine Person ausscheidet, beginnt das Spiel von Neuem und es geht in die nächste Runde, solange bis alle Hacker und der Journalist enttarnt wurden oder nur noch zwei Spieler*innen übrig sind. Je nach Ergebnis werden Punkte vergeben und die Mission ist abgeschlossen.

Es gibt auch die Möglichkeit, mit Spezialkarten zu spielen, die den Spielenden zusätzliche Fähigkeiten verleihen. Beispielsweise darf/muss der Spieler mit der Spezialkarte „Der Rentner“ immer zwei Hinweise geben, „Der Stille“ darf nicht sprechen, sondern seinen Hinweis nur mittels Mimik artikulieren. Das ist ebenso ein nettes Gimmick wie die zwei Missionen in Fantasy-Welten: Hogwarts und Wunderland. Sie werden genauso gespielt werden wie Barcelona, Berlin und Co., beinhalten aber Begriffe aus den entsprechenden Themenwelten. Das „for kids“ auf diesen Missionskarten haben wir einfach ignoriert.

Ähnlichkeit zu "Insider"

Der Ablauf von „Little Secret“ liest sich wesentlich komplizierter, als das Spiel letztlich ist. Dennoch empfiehlt es sich, nach dem Regelstudium nicht sofort loszulegen, sondern die eine oder andere gemeinsame Testrunde zu spielen. Nur dann wird jeder am Tisch verstehen, worauf es bei der Hacker-Jagd ankommt. Es sei denn, alle Spielenden kennen "Insider" von Oink Games. Das Spiel aus Japan (hier geht es zu unserem Test der Black-Variante) stand vermutlich Pate für „Little Secret“, weil es ebenfalls Wortassoziation mit Deduktion kombiniert.

Was „Insider“ besser macht als „Little Secret“ ist der Verzicht auf die Rahmenhandlung, die aus unserer Sicht komplett unnötig ist. Niemand von uns hatte während einer „Little-Secret-Mission“ zu irgendeinem Zeitpunkt das Gefühl, mit geheimen Passwörtern zu hantieren oder wirklich ein smarter Agent zu sein. Stattdessen geht es im Grunde nur darum, den mehr oder weniger gewöhnlichen Begriff auf der eigenen Karte mit einem cleveren Hinweis zu erklären. Clever deshalb, weil er gut genug sein muss, um sich nicht als unwissend zu outen (=Journalist), aber auch nicht so gut, dass der Begriff erraten werden kann. Die Tatsache, dass man nicht selten bis zum Schluss nicht weiß, ob man den gesuchten „Secret Code“ beschreibt oder doch nur ein ähnliches Wort (also Hacker ist), verleiht dem Spiel einen zusätzlichen Reiz. Hinzu kommt noch eine ordentliche Portion Bluff, um bei der Diskussion dafür zu sorgen, dass möglichst jemand anders die Runde verlassen muss. Das gilt vor allem, wenn man die Rolle des Journalisten zugeteilt bekommt. Als ein solcher spielt sich „Little Secret“ nochmals anders, weil improvisiert werden muss.

In passender Runde entstehen urkomische und verblüffende Situationen. Wenn der völlig ahnungslose Journalist einen Hinweis gibt, der überhaupt nicht zum Thema passt, beispielsweise. Oder wenn ein Mitspielender verdächtig vehement auf das Eliminieren eines bestimmten Kollegen pocht. Oder natürlich, wenn man sich selbst sicher ist, die anderen als Mitstreiter (Agenten) identifiziert zu haben – und sich dann herausstellt, dass man der Hacker ist.

Info und Fazit: Außergewöhnliches Partyspiel, das Wortassoziation mit Deduktion kombiniert

"Little Secret" ist ein außergewöhnliches Party- und Familienspiel ab 10 Jahren und eignet sich hervorragend für größere Gruppen. Mit vier oder fünf Spielenden ist der Spielspaß deutlich geringer, mit sechs Leuten und mehr beginnt sich das Potenzial des Spiels zu entfalten.

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Tatsächlich ist die Maximalbesetzung von neun Personen auch zugleich die beste. Das hat gleich zwei Gründe: Je mehr Begriffe genannt werden, desto kommunikativer und anregender wird die anschließende Diskussion am Tisch, um die jeweiligen Rollen zu bestimmen (wobei es Hacker und Journalist dann auch leichter haben, den gesuchten Begriff zu erraten); zugleich tritt beim Spiel zu neunt ein großes Manko von „Little Secret“ nicht auf. Nur in dieser Besetzung wird mit allen Karten gespielt, ansonsten muss aussortiert werden. Das Problem dabei: Wer aussortiert, muss zwangsläufig einen Blick auf alle Missionskarten werfen und ist im Vorteil. Da hilft es nur, einen Nicht-Mitspielenden (falls vorhanden) zu bitten, das Sortieren zu übernehmen. Oder alle Missionsstapel vor dem ersten Spiel möglichst schnell passend zu ordnen.

Lässt man diese Probleme beiseite und ignoriert man das aufgesetzte Geheimagenten-Gedöns, bekommt man mit „Little Secret“ in der Tat ein aufgemotztes „Insider“. Das Spiel von ATM Gaming ist dabei die buntere, klarere und variantenreichere Version (dank Spezialkarten und Fantasy-Kategorien). Man sollte sich bewusst sein, dass die Einstiegshürde für ein Partyspiel ungewöhnlich hoch ist. Zwar ist schnell klar, wie gespielt wird. Aber es kann dauern, bis allen Teilnehmenden klar ist, wie richtig gespielt wird.

Infos zu Little Secret im Überblick:

  • Spieleranzahl: 4 bis 9
  • Altersempfehlung: ab 10
  • Dauer: 30 Minuten
  • Verlag: ATM Gaming
  • Autor: unbekannt
  • Pro:
    • Für große Gruppen geeignet
    • Kompaktes Mitnehmspiel
    • Originelle Verknüpfung von Wortassoziation, Bluff und Deduktion
    • Schöne Zusatzelemente (Sonderfähigkeiten, Harry-Potter- und Wunderland-Mission)
  • Contra:
    • Aufgesetztes Agententhema
    • Entfaltet erst ab 6 Mitspielern sein Potenzial
    • Karten-Sortierzwang mit wenig Mitspielern problematisch
    • Für Partyspiel relativ hohe Einstieghürde
  • Redaktionswertung: 8 von 10 Punkten

Fazit: „Little Secret“ ist eine wilde Kombi aus Wortrate- und Entlarvspiel mit Geheimcode-Fassade. Lassen sich alle darauf ein, ist es ein cleverer und wendungsreicher Party-Knaller. Kauf-Tipp für Runden mit sechs bis neun Spielenden!

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Transparenzhinweis: Für das Testen des Spiels hat uns der Verlag ein Rezensionsexemplar ohne weitere Auflagen zur Verfügung gestellt.

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